Ein Seebecken etwa alle hundert Jahre | Der Landbote

2022-06-24 20:27:44 By : Ms. Angela Yang

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Der Hochwasserrückhalteraum Hegmatten zwischen dem Schloss Hegi und dem Segelflugplatz ist fast fertig gebaut. Er soll die Altstadt schützen vor Überschwemmungen, wie sie etwa alle hundert Jahre vorkommen. Gekostet hat das 30 Millionen Franken.

Bis anhin rechnete man mit Schäden von gegen 400 Millionen Franken im Gebiet der Altstadt im Falle eines sogenannten Jahrhunderthochwassers. Die Eulach führt schätzungsweise alle hundert Jahre einmal rund 50 Kubikmeter pro Sekunde, eine Wassermasse, die sie in ihrem engen Korsett nicht zu schlucken vermag.

Um dieses Überschwemmungsrisiko und den potenziellen Schaden auf 100 Millionen zu verringern, hat der Kanton Zürich nach langer Planung in den letzten zwei Jahren den Rückhalteraum Hegmatten gebaut und gestern den Medien vorgestellt. Anders als die innerstädtischen Rückhaltebecken (Seen oder Schützenwiese) ist der Rückhalteraum nicht primär ein riesiges Betonbauwerk, sondern ein temporärer See, der bis zu einem Kilometer lang und einen halben Kilometer breit werden kann. Wenn richtig viel Wasser kommt, sind Fussballplätze, das Segelflugfeld und grosse Landwirtschaftsflächen überflutet. Teilweise gefüllt sein wird der See laut Prognosen alle 30 bis 50 Jahre.

Vor Überflutung geschützt sein wird der neue Hangar der Segelfluggruppe, der derzeit an etwas erhöhter Lage im Bau ist – das Clubhaus jedoch wird gegebenenfalls unter Wasser stehen. Geschützt ist auch der Schweinemastbetrieb unterhalb des Kistenpasses, der Strasse zwischen Hegi und Wiesendangen. Und durch einen hohen Damm geschützt ist der Toggenburger-Weiher, das idyllische Privatparadies hinter Maschendrahtzaun.

Budgetiert und bewilligt waren für das Bauwerk 31 Millionen Franken, kosten wird es voraussichtlich 30 Millionen. Kanton und Bund teilen sich das im Verhältnis 6 zu 4. Der Stadt obliegt es, den Weiher und die Tümpel mitten im Gebiet zu pflegen. Die Tümpel trocknen im Normalfall aus, der abgedichtete Weiher soll immer Wasser haben, einen Zufluss aber hat er nicht. Weiher und Tümpel sollen die Artenvielfalt stärken und sind noch im Bau.

Neun Millionen Franken hat der Zuflusskanal gekostet, der unterirdisch vom bestehenden Eulach-Entlastungskanal abzweigt. Durch diesen 400 Meter langen Tunnel soll im Ernstfall ein Teil des Eulachwassers in den Rückhalteraum strömen. Zehn Stunden füllen, zehn Stunden abfliessen, so sieht das Modellszenario aus. Der Tunnel wurde gleich hinter der Gesewo-Siedlung gebaut; die Bewohnenden mussten rund ein halbes Jahr lang auf ihre Gärten verzichten. Projektleiter Max Bösch dankte allen Anwohnern für Toleranz und Geduld während der Bauzeit.

Zum Vergrössern auf Karte klicken. Quelle: Baudirektion Kanton Zürich, Grafik ak

Der Riedbach floss bisher streng begradigt von Wiesendangen nach Oberi. Neu schlängelt er sich durch den Rückhalteraum, Fische sollen ihn beleben, Amphibien zwischen Steinen hausen. Eine Tafel ermahnt Hündeler und Spaziergänger, Rücksicht zu nehmen auf die Tiere, die diesen Lebensraum bald besetzen werden. Feuerstellen sind keine geplant, dass Kinder bald schon die Steine zum Stauen des Bachs verwenden werden, ist aber kaum auszuschliessen. Eine Leinenpflicht ist nicht angesagt. Hunde freuen sich halt auch am Wasser. Weiter unten fliesst der Riedbach scharf nach rechts und in einem Kanal quer unter der Segelflugpiste durch zum Auslaufbauwerk.

Rechts auf diesem Bild erkennt man den Zuflusskanal, durch den unterirdisch Wasser aus der Eulach in den Rückhalteraum sprudelt, wenn es hoch kommt. Den Zuflusskanal kann man frei betreten; ein Gitter fehlt, weil sich im Ernstfall daran Schwemmgut ansammeln und so den Kanal verstopfen könnte. Sicherheitshalber sollte der Kanal aber nicht begangen werden, rät der Kanton. Vor dem Schloss Hegi werden derzeit noch ein Weiher und einige Tümpel angelegt, wo sich seltene Tier- und Pflanzenarten ­ansiedeln können. Ob sich die Biodiversität wie gewünscht entwickelt, wird die Naturschutzfachstelle laufend überprüfen.

Der Fussballplatz des FC Oberi ist auch eine Badi, zumindest bei Überflutung. Denn die Plätze liegen im Rückhalteraum. Das Clubgebäude hingegen wurde schon beim Bau an leicht erhöhter Lage erstellt. Umgekehrt ist es bei der Segelfluggruppe Winterthur: Ihr Clubhaus steht im Bereich des Gebiets, das potenziell alle hundert Jahre einmal überflutet wird. Doch der Hangar, wo die teuren Flugzeuge «parkiert» sind, wird derzeit an erhöhter Lage neu gebaut (Bild); ein Fahrzeugunterstand mit Tankwagen ist bereits erstellt an erhöhter Lage. Stadt und Kanton unterstützen den Umbau der Infrastruktur der Segel­flieger mit 1,68 Millionen.

Dieser Abschnitt des Rückhalteraums gleich bei der Hegifeldstrasse heisst Süddamm. Er liegt gegenüber dem Schloss, und seine Höhe ist so bemessen, dass die Bewohner der Häuser (links) beim Sitzen im Garten just über den Damm hinüber zum Schloss blicken können. Aus Rücksicht auf diese Anwohner verläuft der Rad- und Gehweg an dieser Stelle nicht auf der Dammkrone, sondern weiter unten. Bleibt man etwas weiter nördlich auf dem tiefer gelegenen Weg, verpasst man den Blick auf den hübschen Toggenburger-Weiher. Dieser ist nämlich nur von der Krone aus zu ­sehen. Der Damm ist noch kaum bewachsen, eine Bepflanzung mit Gebüsch ist nicht geplant.

Regierungsrätin Jacqueline Fehr und Stadtrat Josef Lisibach werden das Bauwerk am Samstag, 6. Mai, um 11 Uhr im Festzelt beim Schloss Hegi einweihen. Ab 12 Uhr Festwirtschaftsbetrieb, ab 13 und bis 16 Uhr Uhr gibts Entdeckungstouren zu archäologischen Funden in Hegi, zu Biodiversität und Gewässerunterhalt. Man kann die Dämme besichtigen und sich in den beleuchteten Zuflusskanal wagen. (mgm)

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Nach zwei Jahren Bauzeit ist der Hochwasserrückhalteraum Hegmatten fertig. Winterthur ist damit besser vor Hochwasser geschützt.